Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden!
Warum ist das denn so? Spinnt die denn sowas zu sagen? Im Zuge meines neuen Weges, den ich in der „ER“- bzw. Beziehung zu meinen Kindern eingeschlagen habe, habe ich mich tatsächlich auch mit dieser Frage beschäftigt. Was sind Fehler und steckt hinter ihnen ein tieferer Sinn? Schon seit einigen Monaten arbeitet es zu diesem Thema bei und in mir. Ich habe viel gelesen, recherchiert und BEWUSST darüber nachgedacht. Dürfen Kinder Fehler machen? Darf ICH Fehler machen? Und nun endlich habe ich euch alles zusammen in diesem einen Artikel vereint.
Warum Kinder unbedingt Fehler machen sollen
Immer wenn meine Kinder einen vermeintlichen „Fehler“ gemacht haben oder im Inbegriff sind ihn zu machen, halte ich kurz inne und überlege, wie ich nun reagiere und was ich als nächstes sage. Und schnell wird mir klar, dass ich MÖCHTE, dass meine Kinder Fehler machen. Warum? Das kann ich euch sagen. Und da ich es kurz und knackig und gerne auf den Punkt bringe, gebe ich dir die wichtigsten Facts jetzt:
- Niederlagen machen schlau, mutig UND kreativ – denn sie suchen ihren ganz eigenen Lösungsweg, um es beim nächsten Mal besser zu machen.
- man spricht dann auch von dem „Selber-draufkomm-Effekt“: er hält sich länger in den Köpfen und stärkt zudem noch die Persönlichkeit!
- neue, eigene Erfahrungen manifestieren sich durchs Erleben und nicht über den Verstand. Erst wenn das Grundschulalter überschritten ist, ändert sich das.
- Kinder folgen ihrer instinktiven Neugier und das sollten sie behalten, denn der Fehler ist der beste Freund eines jeden, DEINES Kindes, um dauerhaft zu lernen und „anzukommen“.
„Probieren geht über Studieren!“
Daher ist es wichtig, die Kinder auch mal machen und selbst herausfinden zu lassen, wie sie ihr Ziel erreichen können. Auch wenn WIR vielleicht schon wissen, sie könnten sich dabei weh machen. Hier ist Zurückhaltung gefragt und NICHT die Arbeit abnehmen, weil es dann schneller / besser geht oder „es“ schöner wird (z.B. beim Basteln).
Ganz oft fällt bei mir der Satz: „Sie testet gerade wieder völlig ihre Grenzen.“ ABER…stimmt NICHT! Kinder testen ihre Grenzen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Nehmen wir mal das Beispiel, wenn sie auf einen Baum hochklettern. Dabei stellen sie sich folgende Fragen: wie hoch kann ich klettern? und was wird Mama sagen? Die erste Frage bezieht sich dabei auf die körperliche; die andere auf die soziale Grenze.
„Fehler“ aus einer anderen Perspektive
Und mit diesem Wissen kam mir dann gleich: ja, jetzt macht es Sinn, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen sollten. Klar gibt es „Fehler“, vor denen man sie bewahren möchte, aber wir sollten es dennoch versuchen nicht zu tun. Sie können sich dabei verletzten und das sogar schwer, aber da kommt wohl ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, hinzu. VERTRAUEN! In solchen Momenten vertraue ich einfach darauf, dass sie selbst merken, wenn sie an körperliche Grenzen stoßen und wenn sie mich dann doch um Hilfe bitten, helfe ich gerne. Aber als erstes gilt erstmal „learning by doing!“ – also Zurückhaltung bitte.
Ein anderes Beispiel: gerade sagt man noch am Frühstückstisch, dass sie nicht so rumhampeln sollen, wenn sie nach dem Becher greifen und zack…fliegt der Becher schon um. Und nun kommt wieder eine neue Erkenntnis im Zuge der Recherche:
Fehler werden gemacht, um die Welt besser verstehen zu können und zu lernen!
Und dabei passieren auch mal Missgeschicke. Bezüglich meines Beispiels mit dem Becher habe ich mir mal was Wichtiges sagen lassen, was die Sicht der Dinge bei mir einmal mehr verändert hat. Kinder befinden sich lange im Wachstum. Dabei schießen sie nicht nur in die Höhe. Auch ihre Finger wachsen und werden länger. Daher sollte man immer bedenken, bevor man zu schnell urteilt, dass es auch sein könnte, dass der Becher umfällt, WEIL sie gerade einen solchen Schub gemacht haben und ihre Finger länger geworden sind. Was wiederum die Schlussfolgerung zulässt, dass es vermutlich keine Absicht war.
Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Kinder machen NIE, wirklich NIE Fehler, um UNS zu (ver)ärgern! Hier gilt wohl eher die Devise: denn sie wissen nicht was sie tun! Und hier möchte ich nun jede Mama ermutigen, in solchen Momenten einfach mal durchzuatmen und sich zu denken…passiert, was soll’s! Es gibt Schlimmeres.
Und nun? Wie soll ich denn dann auf „Fehler“ reagieren?
Das ist vermutlich die Frage, die ihr euch als nächstes stellt. Wie gehe ich nun mit dem neuen Wissen um und wie reagiere ich RICHTIG? Ein Richtig gibt es schon mal gar nicht. So wie es sich für dich gerade stimmig anfühlt, so reagierst du auch und so ist es „richtig“. Ich hoffe jedoch mit meinen Facts und dem „Perspektivenwechsel“, dich etwas sensibilisiert zu haben.
Dann könntest du in der nächsten Situation für dich entscheiden, wie du JETZT reagieren möchtest. Mir hat das sehr geholfen und ich kann viel gelassener bleiben. Und sind wir mal ehrlich. Wenn wir ein Glas umwerfen, können wir nicht damit um die Ecke kommen, dass wir gerade wieder gewachsen sind. Und dennoch passiert es uns auch immer noch. Also alles halb so wild wie ich finde!
Und wenn mir aber danach ist, völlig auszurasten, weil einfach gerade alles so unrund läuft und es heute schon das 2. Mal ist und sie davor mich schon zur Weißglut gebracht haben, dann DARF ich auch mal laut sein. Auf diese Weise signalisiere ich auch meinem Kind, das ALLE Gefühle ok sind und da sein dürfen. Und man dann auch mal laut sein darf. Wichtig ist mir in diesem Moment nur, dass mein Kind weiß, dass ich jetzt nicht so völlig ausraste, WEIL sie das gemacht haben, sondern weil es einfach eine Abfolge von Dingen ist, dich mich dazu bringen, so zu reagieren. Dann wissen sie auch, dass sie nicht daran Schuld sind, sondern dass es einfach MEINS ist.
Wie helfe ich meinem Kind mit einer Niederlage klar zu kommen?
Was, wenn es um einen Fehler geht, der einer Niederlage gleichkommt? Wie kann ich meinem Kind durch diese Niederlage helfen? Auch darüber habe ich mir Gedanken gemacht und recherchiert. Und meine nächsten Zeilen sind genau darauf ausgerichtet.
Im 1. Schritt finde ich es am wichtigsten, dass Kind zu trösten UND es gleichzeitig wieder zu ermutigen weiterzugehen und es immer und immer wieder zu probieren. Der Ärger über die Niederlage verschwindet aber auch nicht einfach so. Daher ist es ratsam, dass Kind zu unterstützen diesen Frust wieder abzulassen – auf dem Spielplatz, eine extra Runde Trampolin springen oder einfach mal in ein Kissen schreien.
Fehler sind wichtig, denn Übung macht den Meister
Um das noch mal aufzugreifen: sie immer wieder zu ermutigen, es wieder zu probieren und nicht aufzugeben, ist wohl das Wichtigste überhaupt. Hat man das Gefühlt helfen zu müssen, ist das ok, aber in Maßen. Oder frag dich vielleicht vorher, ob Anregungen nicht schon ausreichen würden. Denn nichts ist schöner als ein Erfolgserlebnis und das Gefühl es SELBST geschafft zu haben. Die Kreativität wird dabei immens gefördert, wenn sie versuchen Lösungen zu finden. Es stärkt das Selbstbewusstsein und macht Mut. Daher ist es viel wichtiger sie darin immer wieder zu bestärken den eigenen Weg zu (ver)folgen. Und macht man auf diesem Weg Fehler, ist es wichtig, sich diese einzugestehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.
Zum Schluss sei daher noch mal kurz zusammengefasst, dass es für die Entwicklung der Kinder in ihre Selbstständigkeit und in ihrem Selbstbewusstsein von großer Bedeutung ist, FEHLER zu machen. Der Fehler ist somit der beste Freund unserer Kinder. Und wenn sie jetzt auch keine Angst mehr davor haben müssen, dass wir es völlig falsch verstehen und deswegen wieder laut werden oder sie gar schlecht machen: was ist dann noch alles möglich? In welchem Bewusstsein können sie dann groß werden?
Aber auch Eltern dürfen Fehler machen!
Fehler dürfen aber auch von Eltern gemacht werden! Diese Option gab es lange nicht in meinem Denken, in meinem Handeln, in meinem Sein! Mein Bestreben war es schon immer liebevoll zu erziehen, eine gute Mutter und ein Fels in der Brandung zu sein. Meine Kinder sollten sich bei mir geborgen fühlen und wissen, dass sie mir zu 1.000% Vertrauen können – auch oder gerade, wenn sie was „falsch“ gemacht haben.
Doch ICH im Gegenzug wollte nie Fehler in der Erziehung meiner Kinder machen! Und auch wenn ich als Kind mal ein Klapps hier oder da bekommen habe, habe ich mir vorgenommen, dass dies mir nicht passieren bzw. meinen Kindern widerfahren soll (obwohl ich sagen muss, dass es mir nicht geschadet hat und ich mich super mit meiner Mama verstehe). Und dennoch… Wer kennt sie nicht diese Tage, an denen man einfach jede Reaktion (oder nicht-Reaktion), jede Handlung und jedes „Nicht-Horchen“ auf die Goldwaage legt und gleich explodiert? Und hinterher tut es einem leid, weil man sich doch vorgenommen hat, seine Kinder liebevoll und ohne Schreien oder Bestrafungen zu erziehen.
Aufgepasst: wir machen täglich Fehler!
Und nun noch eine ganz ernüchternde Feststellung, die uns den „Zahn“ zieht: laut Jesper Juul, dem bekannten Familientherapeut aus Dänemark, machen Eltern 20 Fehler pro Tag! 20 Fehler! Lass dir das mal auf der Zunge zergehen? Aber ich sage euch: Das ist überhaupt nicht verwerflich oder gar schlimm. Es ist vielmehr wichtig für unsere Kinder, dass sie schon früh lernen, dass Fehler machen menschlich ist und auch Erwachsene (noch) Fehler machen. Das gilt also auch für Mamas und Papas: macht Fehler- reichlich davon!
Denn sollen unsere Kinder in der Illusion aufwachsen, dass Erwachsene, sprich Mama oder Papa, perfekt sind und keine Fehler machen? Ich glaube (und das habe ich nun auch mehrfach bei meinem Recherchen nachlesen dürfen), dass Kinder dann in einer Traumwelt aufwachsen und sie in ihrer Entwicklung gehemmt werden würden. Der Perfektionismus würde zudem das Gefühl von Enttäuschung und des Scheiterns fördern. UND als weitere Schlussfolgerung müsste sich dann nicht jedes Kind minderwertig, klein und falsch fühlen?
Vorbildfunktion? Ja, aber bitte MIT Fehlern
Was aber, wenn wir Vorbilder für unsere Kinder sind und sie von ihren Eltern lernen und erfahren dürfen, was es einen Fehler zu machen, ihn einzugestehen und sich dann auch dafür zu entschuldigen bedeutet? Was für einen Mehrwert für ihr zukünftiges Leben können sie sich da mitnehmen? Sie lernen so…
- dass sich Verhalten und Einstellungen umstellen lassen, um beim nächsten Mal den Fehler nicht mehr zu machen.
- dass sie bedingungslos angenommen und geliebt werden.
- ihre Eltern mit Fehlern anzunehmen und zu lieben.
Für die Eltern außerdem ein wichtiger Tipp: erklären Sie ihrem Kind, wenn sie, also Mama oder Papa, einen Fehler gemacht haben.
Wenn ALLE Gefühle ausgelebt werden (dürfen), kommt das Glück von ganz alleine!
Dies ist ein Zitat von Dr. Jan-Uwe Rogge. Auf ihn bin ich während meiner Recherche gestoßen. Und mit ihm möchte ich einleitend beginnen. Denn so sehr sich nun einige freuen, dass ihnen diese „Bürde“ des Perfekt-Seins genommen wird. Sie werden sich auch fragen, ob man damit nicht viele Tabus bricht und sich somit erlaubt, auszurasten, zu schlagen und zu schimpfen.
Und jetzt komme ich und sage dir: Ja, es bedeutet, dass man sich ERLAUBT auch mal auszurasten und zu schlagen und zu schimpfen. Und bevor ich jetzt gleich gesteinigt werde: das soll kein Freibrief zum Ausrasten, Schlagen und Schimpfen sein. ABER: wenn du dir erlauben kannst, ALLES zu sein und zu reagieren wie du gerade fühlst, ohne dich dafür schlecht zu machen, DANN können wir uns von unserem schlechten Gewissen verabschieden.
SELBSTLIEBE ist der Schlüssel
Ich bin Mama und MENSCH; ich darf Fehler machen. Und ich bin einfach wundervoll wie ich bin – mit allen „Fehlern“, Schwächen und Macken. Sie machen mich zu dem Menschen, der ich bin und das ist gut so. Und in dem Moment, wo du dir das zugestehen kannst, wirst du merken, dass du weniger ausrasten, schlagen oder schimpfen wirst. Und um nochmal Worte von Dr. Jan-Uwe Rogge zu zitieren:
„ERziehung ist BEziehung. Beziehung zu sich selbst, sich anzunehmen wie man eben ist. Dann können man auch die Kinder annehmen wie sie sind und DANN gelingt Erziehung.“
Falls du dich jetzt immer noch fragst, was Selbstliebe damit zu tun hat, dass ich weniger ausraste, schlage oder schimpfe, dann kann ich dir dies auch in meinen Worten versuchen zu erläutern. Sobald DU DICH nicht mehr falsch machst oder dir einredest versagt zu haben, machst du dein Kind auch nicht mehr für seine Handlungen oder sein Verhalten falsch. Du kannst ihn/sie in ALL seinen/ihren Gefühlen lassen, annehmen und sie ihm/ihr auch so zugestehen. Du projizierst weniger auf dich, nimmst es nicht mehr persönlich – und bleibst so ruhig und gelassen.
Fehler passieren – die „3 Säulen“ für eine starke Bindung
Die Erziehung gleicht einer Partnerschaft. In dieser werden auch Fehler gemacht. Und da wird nicht so viel hinterfragt, ob das jetzt richtig oder falsch war. Für die Erziehung wie auch für die Partnerschaft gilt gleichermaßen: begegnet einander mit ACHTUNG, zeigt eurem Gegenüber die ZUNEIGUNG, die ihr empfindet und seid und bleibt immer EHRLICH! Wenn wir diese 3 Säulen berücksichtigen, sind Fehler erlaubt und wünschenswert, denn sie stärken unsere Kinder in der Entwicklung und sie lernen die Welt aus den Augen der Eltern zu sehen und zu verstehen.
Daher möchte ich abschließend nur noch eins sagen: handelt nach eurem Bauchgefühl, fangt an eure Kind mit Achtung zu behandeln und hört auf, alles zu hinterfragen und Fehler zu vermeiden. Dann seid ihr auf dem richtigen Weg. Und was passiert ist, ist passiert und lässt sich sowieso nicht mehr rückgängig machen. Daher merke dir eins: Lass dir von der Vergangenheit nicht dein Leben diktieren, aber lass sie dir für die Zukunft ein guter Ratgeber sein.
Fehler machen = MEIN Herzensthema
Dieses Thema war mir eine Herzenssache. Daher habe ich zwei Artikel verfasst – diesen hier und den, der sich auf die „Fehler der Kinder“ bezieht. Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Thema ansprechen und begeistern konnte – so sehr, dass du MEHR von mir lesen möchtest. Dann melde dich gerne für meinen Newsletter an, folge mir auf Facebook/https://www.instagram.com/mamafreuden_dani/ und erzählt euren Freunden von mir oder wenn ihr Blogger seid, verlinke gerne meine Seite als Blogempfehlung! Das würde mich sehr freuen!
Danke für deinen tollen Beitrag. Es ist immer wieder schön deine Artikel zu lesen.
Vielen Dank liebe Alexandra! Es freut mich sehr, wenn ich Menschen mit meinen Beiträgen erreichen kann! Und noch mehr freut es mich, dass du dich hier zu Wort gemeldet hast. Dankeschön!