Fehlgeburt – mein Verlust und wie ICH damit umging

Fehlgeburt – mein Verlust und wie ICH damit umging

Heute vor genau 2 Jahren hatte ich eine Fehlgeburt – „du“ hast dich entschieden uns zu verlassen, bevor wir dich in die Arme schließen konnten. Du „opfertest“ dich, damit wir erst lernen durften wie eine Familie zu agieren! R.I.P. mein kleiner Engel!

Es war wohl mit die schlimmste Erfahrung, die ich machen durfte. Und dennoch…es gab eine Zeit, da war ich der Überzeugung, dass eine Fehlgeburt bis zu der 12. Schwangerschaftswoche (später als SSW abgekürzt), KEIN Verlust eines Menschen in dem Sinne bedeutet und somit hatte ich für alle Frauen, die dies erleben mussten, wenig Verständnis, wenn für sie eine Welt zusammenbrach.

Gewollt ungewollt schwanger – jetzt schon?

Dann beschlossen wir unser 2. Kind zu bekommen. Ich arbeitete zu dieser Zeit 75% und unsere Tochter genoß es, die Zeiten, in denen wir nicht da waren, mit Oma und Opa oder der Patentante zu sein. Um schwanger zu werden, bedarf es jedoch der Periode und dies war schon seit jeher sehr unregelmäßig und unzuverlässig bei mir. So kam es, dass ich einen Termin beim Frauenarzt machte. Und was der uns zu sagen hatte, überraschte uns dann doch sehr: ich war bereits in der 4. SSW schwanger!!!

Nur 2 Wochen später, in der 6. SSW, ereilte mich dasselbe Schicksal und belehrte mich eines Besseren. Mein Frauenarzt hatte mir noch wenige Tage zuvor verkündet, dass das Herz schlagen und wir in der nächsten Woche den Mutterpass ausfüllen würden. Dann war es plötzlich tot und anstatt den Mutterpass auszufüllen, nahm ich den Termin wahr, um nachsehen zu lassen, ob „alles“ abgegangen war. In nur wenigen Stunden war meine Welt auf den Kopf gestellt und ich schämte mich dafür, dass ich Frauen zuvor verurteilt hatte. 

Die Fehlgeburt – ein leeres Herz, aber ein voller Kopf mit Fragen

Wie sollte es weitergehen und wie es Emily sagen? War ich daran schuld? Hätte ich mehr auf mich geachtet oder wäre ich mehr hin gelegen, hätte ich dies verhindern können? Hat sich dieses kleine Wesen nicht genug willkommen gefühlt und ist deshalb gegangen? Hätte ich irgendwas anders machen können, um DAS zu verhindern?

Fragen über Fragen, die sich in meinem Kopf festgebissen hatten. Mein Herz jedoch war völlig leer. Als hätte eben ein Tornado gewütet und alles was da war, mitgenommen. Ich fühlte mich wie ausgesaugt, ohnmächtig und hatte das Gefühl neben mir zu stehen. Und gleichzeitig wollte ich für meinen Mann und Emily da sein – die Starke, damit auch sie beide trauern konnten. Aber so sehr ich auch wollte. An den ersten beiden Tagen fehlte mir rein körperlich die Kraft, um der Fels in der Brandung für beide zu sein.

Wie bringe ich eine Fehlgeburt dem Kind bei?

Emily, mit ihren damals gerade 2 Jahren, verstand so wieso noch gar nicht, was gerade passiert war. Dieses Baby in Mama’s Bauch jedenfalls war plötzlich nicht mehr da und so konnte sie auch wieder darauf springen, ihn belagern und dort einschlafen. Mein Mann war da ähnlich – ES wurde einfach nicht thematisiert. Für mich machte es den Anschein als wäre es für ihn abgehakt, vergessen und erledigt. Ich glaubte die Einzige zu sein, die diesem Wesen nachtrauerte und sich nicht damit abfinden wollte, dass es eben passiert war. 

Sie merkte natürlich, dass mit mir was nicht stimmte und projizierte dies auf sich: Mama ist traurig, weil ICH sie traurig mache, weil ich vielleicht heute nicht gehorcht habe oder zu laut war…! Genau diesen Zahn habe ihr aber gleich gezogen. Ich habe mit ihr thematisiert, was geschehen war und wenn ich dann mal traurig war oder geweint hatte, erklärte ich ihr dies auch genau so. Es war mir einfach immer sehr wichtig, dass sie das wusste. Sie war es, die mir auch den nötigen Halt gab, weiterzumachen. Hatte ich doch bereits ein gesundes Kind, für das es wichtig war, weiterzumachen und den Weg weiterzugehen. 

Aus genau diesem Grund ziehe Ich den Hut vor allen Frauen, die dieses Schicksal ereilt, die noch keine Kinder haben/hatten. Ich vermag es mir nicht vorzustellen, wie schwer es ist, da nicht mit sich selbst hart ins Gericht zu gehen. Wie man vielleicht an sich oder dem Körper zweifelt und keinen Grund findet, weiterzugehen (oft verschließt man sich eben auch in den schwierigsten Zeiten den Menschen gegenüber, die einem BEDINGUNGSLOS zur Seite stehen).

Die liebe Statistik kann Trost spenden

Dabei passiert genau DAS laut Statistik, auf die die Frauenärzte gerne verweisen, jeder Frau mindestens einmal im Leben. Weitere Statistiken sagen auch, dass ca. 10-30% aller Schwangerschaften in den ersten 12 Schwangerschaftswochen abgehen. Fakten, die zugleich niederschmetternd waren. Und dennoch hieß dies auch, dass ich damit nicht ALLEINE war – warum fühlte es sich aber genau danach an? 

Dieses Thema, das so viele Frauen begleitet, belastet und ihnen das Gefühl der Schuld vermittelt und dennoch vermag NIEMAND das zu kennen. Erst als ich damit „öffentlich“ an meine Familie und Freunde ranging, kamen immer mehr „Mitopfer“ und outeten sich. Und wenn es nur die Cousine, der Schwester des Mannes oder sonst irgendwer war. Überall hörte man plötzlich davon – ich war nicht mehr alleine damit.

Der tiefere Sinn der Fehlgeburt in UNSERER Familie

Es ging lange bis ich verstehen konnte, wofür diese Erfahrung „gut“ war. Zum Zeitpunkt der Fehlgeburt war die ganze Familie noch nicht bereit für Familienzuwachs. Emily konnte und wollte ihre Stellung als Einzelkind noch nicht abgeben, mein Mann und ich hatten noch „Versagensängste“, ob das Elterngeld reichen würde, wenn ich noch nicht lange genug auf der 75%-Stelle gearbeitet hatte. Und ja, vielleicht hat unser kleiner Engel dies gespürt. Außerdem mussten wir erst lernen als Familie richtig zusammenzuwachsen und die Zeit zu genießen. Waren wir doch Immer von Terminen getrieben. RUHE gab es bei uns einfach nicht.

Mit dieser „Erfahrung“ durften wir dies lernen. Und heute weiß ich auch, dass ich ohne unseren Kalua-Engel meine jetzige Tochter nicht in unseren Armen halten dürfte. Es kam wie es kommen musste – und es ist gut so!

Mission: „ent“tabuisieren von Fehlgeburten

Leider ist es aber immer noch so, dass viel zu wenige sich mit diesem Thema in der Öffentlichkeit zeigen und ihre Verletzlichkeit nicht mehr „tabuisieren“. Und das wiederum nimmt so vielen anderen  Frauen die Möglichkeit, sich untereinander zu finden und sich gegenseitig eine Stütze zu sein – einfach nur dadurch, dass man „Gleichgesinnte“ kennt.

Wie WIR einen Weg fanden, mit dieser Trauer, diesem Schmerz und letztenendes auch Verlust lernten umzugehen, klarzukommen und es zu verarbeiten, erzähle ich euch in einem anderen Artikel (s. Artikelübersicht). Eins möchte ich jedoch noch kurz an dieser Stelle erwähnen.

Außerdem findet ihr noch ein paar Buchtipps zum Thema hier. Bitte nutzt fleißig meine Links zum Bestellen, denn damit unterstützt ihr mich. Und keine Sorge: die Preise verändern sich für euch überhaupt NICHT.

Ich würde mich freuen, wenn WIR Frauen die Möglichkeit und den Raum HIER bieten, würden, um sich zu öffnen und uns ihre „Geschichte“ zu erzählen. Wie es ihnen erging und wie sie es verwunden haben. Kommentiert unter meinem Beitrag, sendet mir eine Email oder schreibt mir via Facebook. Ich würde mich freuen, wenn wir Frauen uns hier austauschen und uns eine neue Form der Selbsthilfe schaffen könnten.

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Alles Liebe für euch, Eure Daniela

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6 Gedanken zu „Fehlgeburt – mein Verlust und wie ICH damit umging

  1. Danke für diesen wunderbaren Artikel ❤️
    Ich habe ganz ähnliche Erfahrungen gemacht, letztes Jahr im Sommer… Mir hat ein Abschiedsritual im Kreis unserer Familie geholfen und auch das Sprechen und Schreiben darüber waren sehr heilsam.
    Ich hab Tränen in den Augen, wenn ich lese, dass deine Tochter Emily heißt, denn unser kleines Wesen wollte Emilia Rainbow heißen. Erst gestern saß sie beim Autofahren auf dem Schoß ihrer 10jährigen großen Schwester😉.
    Sie hat einen sicheren Platz bei uns und meine Kinder sprechen immer mal wieder über sie…
    Wie du auch bin ich so dankbar, dass ich schon Kinder hatte vor dieser Erfahrung. Das hat es mir leichter gemacht.
    Ich danke dir für dein Weitertragen dieses so unendlich wichtigen Themas.
    Herzensgruß
    Nina

  2. Liebe Daniela, danke für deinen berührenden Artikel. Ich habe auch etwas Ähnliches erlebt und kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir ergangen ist. Ich freue mich, dass ihr eine glückliche Familie seid. Herzlichen Gruss Antonia

  3. Liebe Daniela,

    danke, dass du über dieses Thema schreibst. Ich selbst bin davon zum Glück nicht betroffen, aber ich finde es so wichtig, dass wir offen damit umgehen. Dein Artikel hat mich berührt. <3 Alles Liebe für dich und deine Familie <3
    Claudi

    1. Lieben Dank dir Claudi für deine Worten. Und ich finde es so schön, dass ich auch Frauen, die diese Erfahrung (Gott sei Dank) nicht machen mussten, berühren kann. Es ist so wichtig, dass Frauen offen darüber reden dürfen, damit es vielleicht irgendwann auch kein Tabu-Thema mehr ist.

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