Einschulung 2021/22 – machen oder nicht machen?
Eigentlich dachte ich, dass nächstes Jahr meine große Tochter eingeschult wird. Stichtag für die Einschulung 2021/22 ist der 31.07., jedoch hat meine Tochter am 08.08. erst Geburtstag. Ich dachte aber immerhin, dass sie als Kann-Kind mitlaufen würde. Und noch viel wichtiger: ich war der vollen Überzeugung dass sie schulreif ist. Doch dies sollte sich als ein Trugschluss am Elternabend letzte Woche rausstellen.
Einschulung 2021/22: Was bisher geschah…
Das hat mich erstmal ziemlich kalt erwischt. Zum einen weil man als Eltern natürlich immer eine höhere und „rosarote“ Meinung über sein Kind hat. Zum anderen weil diese Info so unverhofft am Elternabend aufkam und ich feststellen musste, dass wir (der Kindergarten und ich) von zwei völlig unterschiedlichen Standpunkten ausgegangen sind. Was sollte ich nun tun? Konnte ich mich so sehr in meinem Urteil über ihre Schulreife getäuscht haben? Wie konnte es sein, dass meine Meinung so VÖLLIG von der Einschätzung der Erzieher abweicht?
Unweigerlich plagte mich ein schlechtes Gewissen und Gedanken schossen mir durch meinen Kopf:
- Bin ich eine schlechte Mutter, weil mein Kind scheinbar noch nicht schulreif ist und ich es nicht erkannt habe?
- Beschäftige ich mich zu wenig mit ihr oder fördere ich sie zu wenig?
- Hätte ich irgendwas anders oder besser machen können, um ihr die Einschulung 2021/22 zu ermöglichen?
Gleich danach sträubte sich erst mal alles in mir. Ich nahm es persönlich, als eine Kritik an meiner Erziehung, in meiner Fähigkeit als Mutter. Sollte ich mich der Einschätzung der Erzieher hinweg setzten und auf mein Bauchgefühl hören? Ich wusste und weiß noch immer nicht was ich tun soll. Doch ich habe mich entschlossen erst einen Schritt nach dem anderen zu machen und dabei ein paar wichtige Punkte zu beherzigen. Ich möchte dich heute auf dieser Reise mitnehmen. Nicht zuletzt, weil ich glaube, dass es viele Eltern gibt, die an diesem Punkt stehen – jedes Jahr aufs Neue.
Schritt 1: Mauern fallen lassen!
Nach einigen Gesprächen mit der Familie und Freunden am Wochenende wurde mir eines klar: jeder sieht meine Tochter mit anderen Augen. Und einige von ihnen sprachen sich ebenfalls dagegen aus, sie nächstes Jahr schon in die Schule zu schicken. Mir ist klar, dass ihr deswegen dennoch NIEMAND etwas schlechtes über sie sagen will. Im Gegenteil: wir verfolgen alle das gleiche Ziel. Meiner Tochter soll es beim Start ins Schulleben gut gehen. Und niemand möchte hier meine Erziehung oder mich in Frage stellen. Als Eltern sieht man nun mal die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Und Kinder geben und benehmen sich im Kindergarten häufig nochmal ganz anders als zu Hause. Und viele Details, die man als Eltern vielleicht als „normal“ abtut, sind in Augen von Erziehern ein Hinweis darauf, dass es noch nicht schulreif ist.
Als erstes nahm und nehme ich mir also vor: RUHE BEWAHREN! Nichts persönlich nehmen. Erst einmal das Elterngespräch abwarten. Mauern fallen lassen! Offen sein für das, was die Erzieher noch zu sagen haben. Nicht in die Abwehrhaltung gehen und nichts hinein interpretieren in die Dinge, die gesagt werden. Ich gehe völlig neutral in dieses Gespräch, höre mir an, was sie zu sagen haben und gemeinsam werden wir einen Weg finden. Dennoch möchte ich eines in dem Gespräch erreichen: sie soll als Schulanfängerin „geführt werden“, damit sie die Chance erhält von einer Lehrerin gesehen und speziell gefördert wird. So hätten wir zumindest die Chance sie im März für die Schule anzumelden, sollte sie bids dahin einen Sprung gemacht haben.
Schritt 2: Auflösen MEINER Ansichten!
Als nächstes beschloss ich, dass das Gesagte beim Elterngespräch eine weitere Chance für UNS ist. Eine Chance sie mit den Augen der Erzieher im Alltag zu sehen. Gibt es Momente oder Situationen in unserem Alltag, die die Einschätzung der Erzieher bestätigen? Kann ich vielleicht den ein oder anderen Tipp für zu Hause umsetzen, um sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen oder zu fördern? Ich möchte völlig unbedarft an die Sache „rangehen“. Weil ich das Beste für meine Tochter möchte.
Dabei ist mir aber auch aufgefallen, dass egal WIE ich über dieses Thema denke, sie „mithineinziehe“. Sie soll jedoch nicht meine Ängste und Sorgen adaptieren. Denn damit mache ich sie zum Opfer – Opfer des Schulsystems, zum Opfer der Normen & Entwicklungsstufen eines Kindes und zum Opfer des Stichtags. Mein Kind soll jedoch kein Opfer sein! Und alle Ansichten, die ich auf eine Nicht-Einschulung 2021/22 habe, sind MEINE Ansichten…MEINE Ängste und MEIN Problem.
Zum Entkräften dieser Ansichten…
… als therapeutische Maßnahme, quasi selfhealing through writing, werde ich diese nun auch beim Namen nennen. Ungeschönt und radikal:
- Mein Kind ist dumm oder „minderbemittelt“, wenn es nicht eingeschult wird!
- Eine Trennung von ihren Freuden ist das Schlimmste, was ihr passieren kann.
- Sie wird benachteiligt, ja sogar diskriminiert aufgrund ihres Geburtstages (würde voraussetzen, dass dies der einzige Grund ist, dass sie nicht eingeschult werden würde).
- Ich muss FÜR mein Kind eine Löwen-Mama sein, die um ihre Rechte kämpft (wäre das tatsächlich der Fall? Oder schade ich ihr damit nicht eher?)
- Mein Kind findet keinen Anschluss mehr zu ihren jetzigen Freuden oder wird gar von den Kindern, der Einschulung 2021/22 gehänselt, weil sie nicht eingeschult wird?
- Als Älteste in die Einschulung 2022/23 zu starten ist doch einfach sch****.
- Sie wird in sich zusammen brechen und traurig sein, dass sie noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben muss.
- Ich bin verantwortlich für Sie und muss nun die bestmögliche Entscheidung für SIE treffen.
Eines weiß ich dennoch ganz genau: ich will sie jetzt nicht überfordern, in dem ich sie zwinge Dinge zu tun, die ihr keinen Spaß machen. Sie soll Kind sein können und spielerisch lernen. Und nicht von meiner Motivation getrieben sein, damit sie zu den Kindern gehört, die ihre Einschulung 2021/22 im September nächsten Jahres feiern. Booaaaahhh, diese Einsicht fühlt sich befreiend an. Ganz anders die Ansichten, die ich gerade noch aufgezählt habe. Sie erschlagen mich regelrecht. Eine Entscheidung mit diesen Ansichten zu fällen, ist in meinen Augen unmöglich. Daher versuche ich mich davon zu lösen.
Mein neues Mantra für diese Aufgabe:
Mein Kind ist gut so wie es JETZT ist. Egal welche Entscheidung wir treffen, es ist IMMER die Richtige.Meine Bedenken, Ängste und Sorgen sind MEINE und müssen nicht automatisch ihre sein! Alles ist gut so wie es ist und wie es kommt!
Ich glaube, diese Sätze werde ich mir noch ein paar Mal vorsagen müssen, bis ich sie wirklich FÜHLEN kann. Und bis dahin VERTRAUE ich… darauf, dass sich alles mit der Zeit finden und fügen wird. Zum Guten!
Schritt 3: Strategie vs. Bauchgefühl
Mir ist es wichtig meine Tochter „mitzunehmen“ auf diesem Weg. Sie soll wissen, wo wir stehen. Und auch wenn viele sagen, ich überfordere sie damit, möchte ich sie miteinbeziehen. Denn ich möchte, dass sie begreift, worum es geht. Natürlich weiß ich auch, dass egal welche Entscheidung getroffen wird, dass ich sie mit meinen Argumenten für oder dagegen beeinflussen kann. Dennoch hoffe ich, dass sie unbewusst dieses Thema für sich „erforscht“. Ich durfte bei ihr schon häufig beobachten, dass Themen die besprochen werden, die vermeintlich nicht „durchdringen“, irgendwann ganz unverhofft von ihr aus angesprochen werden. Und dann weiß ich, sie hat sich Gedanken gemacht und spricht nun über ihre Ängste und Sorgen. Dies möchte ich in diesem Fall auch erreichen. Ob es mir gelingt – keine Ahnung. Ich möchte es jedoch nicht unversucht lassen.
Die Schritt-für-Schritt-Strategie wird uns helfen die „richtige“ Entscheidung zu treffen. Eines werde ich dabei nie außer Acht lassen: mein Bauchgefühl. Meine Intuition. Mein mütterlicher Instinkt. Wenn dieses Gefühl stärker ist als alles andere was die Erzieher sagen, dann werde ich diesem Gefühl folgen. Denn letztlich müssen wir hinter dieser Entscheidung stehen und sie mit der Großen ein Leben lang „tragen“. Das wichtigste Credo ist hierbei noch immer für mich, dass ich mich jederzeit neu entscheiden kann! Soll heißen: Ich werde NICHT zu stolz sein, um zuzugeben, wenn ich das Gefühl habe, mich verrannt oder schlichtweg getäuscht zu haben. Denn die Vorteile, die sich durch ein Jahr mehr im Kindergarten ergeben sind schließlich auch nicht von der Hand zu weisen.
Und letztendlich wollen wir doch ALLE nur das eine: das Beste für meine Tochter und ihren Start ins Schulleben.
Einschulung 2021/22: ein Nachtrag
Gestern hat meine Tochter offen und SELBSTÄNDIG über dieses Thema gesprochen und hat mir so unweigerlich geholfen, mich entsprechend auf das Gespräch vorzubereiten. Denn nun weiß ich auch, was sie will. Es ist ein gutes Gefühl, dieses Wissen zu haben. Und dennoch werde ich als Elternteil meiner Aufgabe nachkommen und entsprechend handeln, um uns alle Möglichkeiten und Optionen aufzeigen lassen und offen zu halten.
Außerdem war heute das Elterngespräch. Ich war positiv überrascht, denn ich konnte allen Erläuterungen und Erzählungen folgen und noch viel wichtiger. Ich konnte sie nachvollziehen. Wir haben uns nun darauf verständigt, dass wir es mal so laufen lassen, sie weiterhin fördern und auch von der Lehrerin „beobachten“ zu lassen. So können wir uns noch die Option offen halten, was wir machen. Sprich: Einschulung 2021/22 ja oder nein!
Möchtest du wissen wie es zum Thema „Einschulung 2021/22“ weitergeht?
Wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dann meldet euch gerne für meinen Newsletter an. Oder hinterlasst mir ein „Gefällt mir“ auf Facebook, folgt mir auf https://www.instagram.com/mamafreuden_dani/ oder trete meiner Gruppe „Mamafreuden – mit dem Herzen geht es leichter“ bei.
Und natürlich freue ich mich auch immer wieder über Kommentare, Kommentare und noch mehr Kommentare. 😉
2 Gedanken zu „Einschulung 2021/22 – machen oder nicht machen?“
Dani, mach dir keinen Stress mit einschulen!
Sie kommen in die Schule wenn sie bereit dazu sind.
Ich finde den Plan super sie als „Schulanfängerin“ laufen zu lassen und zu schauen wie sie das macht und damit umgeht.
Bei Neo im Kindergarten wurden zwei „Muss-Kinder“ zurückgestuft und das ist wohl ein richtiger Hick Hack hab ich mitbekommen, also lieber so und selbst entscheiden ob sie geht. Die zwei waren einfach noch nicht so weit und wollten es auch nicht. Jetzt sind sie glücklich und stolz die“Großen“ zu sein.
Deine Große wird ihren Weg gehen, ohne Stress und mit dem nötigen Selbstbewusstsein.
Aber ich beneide dich um diese Entscheidung trotzdem nicht wenn ich ehrlich bin 🙈🙈
Meine beiden sind mit 29.10. und 01.04. ziemlich klare Angelegenheiten.
Fühl dich gedrückt
Hallo liebe Eva,
danke für deine lieben Worte. Ich habe mittlerweile festgestellt, dass Sommerkinder definitiv auch von Nachteil sein kann. 😉 Aber ich denke wir haben richtig entschieden und ich denke auch das sie damit zufrieden ist. Ich glaube tatsächlich auch das Zurückstufen weitaus gravierender ist. Und vermutlich tut es ihr auch gut noch ein Jahr im Kiga zu bleiben und so ein Jahr mit ihrer Schwester zu haben. Danke für den Drücker. 😉